KLEINE ZEITUNG, 1.9.2024 | "Teufelsweib" tötete drei Ehemänner und scheiterte am vierten. Am Ägidtag, dem ersten September, des Jahres 1692 wurde die dreifache Gattenmörderin Ursula Mahlbacher am Kötschacher Galgenbichl geköpft. Ihr vierter Ehemann überlebte nur knapp.
Vor 332 Jahren wurde in Kötschach die Mörderin Ursula Mahlbacher hingerichtet. Dass eine Frau öffentlich hingerichtet wurde, war selbst damals sehr ungewöhnlich. Der Lesachtaler Heimatforscher Thomas Tiefenbacher und Peter Thalhammer, der letzte Bürgermeister der Gemeinde Kötschach (beide sind bereits verstorben), führten Nachforschungen durch. Der Kötschacher Lokalhistoriker Adolf Kogler schildert der Kleinen Zeitung den spektakulären Kriminalfall.
Christoph Himmelberger, der fürstlich porcia'sche Pfleger der Herrschaft Pittersberg und Goldenstein, sah darin ein abschreckendes Exempel für seine Untertanen, die wissen sollten: "Nichts ist so fein gesponnen, es kommt doch an die Sonnen." Die Ursula war die Tochter des Mar von der Burg Groppenstein im Mölltal, jung, schön und zur Freude des Messnerbauern, auf dessen Hof sie gekommen war, auch fleißig. Im Inneren aber überaus gierig auf Geld und Besitz. Sie hatte es auf den älteren, ein wenig unbeholfenen Kleinbauern Jakob Bäuerle abgesehen, sehr rasch war Hochzeit. Die Ehe war kurz, schon im folgenden Herbst rutschte der Jakob bei einer gemeinsamen Holzarbeit in einer steilen Rinse ab, kaltblütig schickte sie dem Gatten einen schweren Holzbloch nach, der ihn zerquetschte.
Die Trauer währte nicht lange, sehr bald lachte sich die flotte Uschi den um 25 Jahre älteren Witwer Hans Mahlbacher an. Er besaß einen schönen Hof und eine Sägemühle. Nach einer schweren Feldarbeit legte er sich müde ins Bett, um dann nie mehr aufzuwachen. Die Gattin trieb ihm im Schlaf einen Nagel durch die Schädeldecke ins Gehirn, genau dort, wo die Haare am dichtesten waren. Als Todesursache wurde ein Schlaganfall angenommen.
Jämmerlich erdrückt Zwei Höfe harrten nun eines (neuen) Bauern, nach kurzer Trauerzeit folgte der reiche Tobias aus Waidegg als Ehegatte Nummer drei. Er war im kalten Jänner des Jahres 1690 gerade dabei, das schwere Mühlen-Wasserrad vom Eis zu befreien. Plötzlich begann sich dieses zu drehen und der Mann wurde zwischen Rad und Eisschollen jämmerlich erdrückt. Kein Mensch hatte gesehen, als die Ursula in der Dämmerung absichtlich einen Schwall auf das halb vom Eis befreite Wasserrad fließen ließ.
Jetzt waren gleich zwei Bauernhöfe, eine Sägemühle und viel Geld in der Hand der skrupellosen dreifachen Witwe. Sie aber hatte noch immer nicht genug. Bald reichte sie dem Hieronymus aus Oberdrauburg die Hand zum Ehebund, auch er war ziemlich reich, doch bedeutend älter als sie. Nach kaum einem Ehejahr versuchte die Ursula nach bewährtem modus operandi ihren Angetrauten ins Jenseits zu befördern. Er befand sich im Halbschlaf, als sich seine ruchlose Gattin mit Hammer und Nagel anschlich, um ihm das Metall in den Schädel zu rammen. Er aber sprang auf, entwand ihr das Mordwerkzeug und rannte schnurstracks zum Richter.
Die Folgen waren für die Mahlbacherin fatal: Sie wurde verhaftet, dazu erteilte der Richter die Genehmigung, die Leiche des Hans Mahlbacher auszugraben. Im halbverwesten Schädel sah man den Nagel stecken. Nun gestand die dreifache Mörderin ihre Untaten in allen Einzelheiten. Nach kurzer Verhandlung wurde sie zum Tod durch das Schwert verurteilt, als Zeitpunkt wurde der Ägyditag 1692 bestimmt. Schon Tage zuvor stand die Mahlbacherin gefesselt und angekettet am Pranger vor der Kötschacher Kirche. Jeder Vorübergehende durfte ihr mit einer Rute zwei Streiche auf die bloßen Füße geben, die Gaffer schlugen auch ordentlich zu. Sie ließ es ungerührt über sich ergehen. Am Tag der Hinrichtung wollte sie ein Pater auf ihren Tod vorbereiten. Sie soll ihn mit Hohn und Spott abgewiesen haben. Am frühen Morgen des Hinrichtungstages aß die Mörderin noch mit Appetit ein opulentes Henkersmahl und trank dazu einige Schlucke Wein.
"Hinten könnt's mich" Um 10 Uhr kam der Freimann mit den zwei Gehilfen, die Verurteilte wurde auf den Henkerskarren gesetzt und zur Richtstätte auf den Galgenbichl nördlich des Ortes gefahren. Das Volk folgte dem Karren, um das grausige Schauspiel der Enthauptung mitanzusehen. Dort verlas der Richter nochmals das Todesurteil, die Mahlbacherin wurde gefragt, ob sie noch etwas zu sagen wünsche. Diese wandte sich gegen das gaffende Volk und rief: "Von vorn habt's mich schon gesehen und hinten könnt's mich ...", sprang leichtfüßig vom Karren, stieß den Pater zur Seite und legte ihren Kopf auf den Richtbock.
Wie Kötschachs Lokalhistoriker Adi Kogler weiß, gab es auch nach dem Drama um die Mahlbacherin in der Familie Mord. Ihre Zwillinge Jakob und Christian Bäuerle, die nach dem Tod der Mutter auf den Hof ihrer Tante kamen, wuchsen zu Hünen heran, suchten stets den Streit und wurden zu gefürchteten Schlägern. Eines Tages war Christian weg. Jakob sagte allen, er sei in die Fremde verzogen. Bald darauf verschwand auch Jakob aus Kötschach. Er flüchtete nach Genua und wurde dort zum Hafenarbeiter namens Agostino Battisti. Als er um 1730 fiebernd am Totenbett lag, jammerte er, er sei der Jacoppo Bäuerle und habe seinen Bruder Christian im Streit erschlagen. Als um 1920 das seinerzeitige Bäuerle-Haus abgerissen wurde, fand sich im Boden unter der Lab'n tatsächlich das Skelett des einst hünenhaften Christian Bäuerle.
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